open space zeitz 2019 – Zeitzeeing

„Kritik an Zeitz zu üben scheint momentan nicht schwer: Abwanderung, Arbeitslosigkeit und Zerfall sind in aller Munde. Und viel zu schnell vergisst man, dass diese Stadt auch andere Seiten hat – schöne, aufregende und interessante Seiten. Seiten, die zu sehen sich lohnt.“

Das Statement der Initiative WIR SIND ZEITZ war es, das uns während unserer Recherche hat neugierig werden lassen. Auf Zeitz, auf die Bewohner, vor allem aber auf die mal mehr, mal weniger versteckten Potenziale und schönen Orte, die diese Stadt zu bieten hat.

Eine Ausgangslage, die uns allerdings auch vor einige Herausforderungen gestellt hat. Wie erschließt man sich eine Stadt, deren vordergründige Prämissen Stagnation, Stadtflucht und Verfall sind? Wie lassen sich Zeitz’ aufregende und interessante Seiten entdecken? Und welche ist die geeignete Form, die entstehenden Eindrücke einer Öffentlichkeit zu präsentieren, die teilweise seit Generationen in dieser Stadt lebt und einen routinierten, selbstverständlichen Blick auf ihre Umgebung hat?

Aus Sightseeing wird Zeitzeeing
Zeitz, wir wollen dich sehen! Von größeren Städten wie Leipzig, Gent oder Budapest gibt es bereits alternative Stadtpläne, die zum Entdecken von Orten einladen, welche abseits der touristischen Attraktionen liegen. Das ihnen zu Grunde liegende „act like a local“ Prinzip bildet die Basis unseres Projektes. Lieblingsorte, ausgewählt von Zeitzer*innen, die wir vor Ort in persönlichen Gesprächen näher kennengelernt haben, zusammengefasst in einem alternativen Stadtplan, der zum (neu)entdecken des Ortes einladen soll.

Gestaltung
Gestalterisch wurde bei den Plänen auf eine ausgewogene Kombination von digitalem und analogem Anteil geachtet. So individuell wie Lieblingsorte nun einmal sind, sollten auch die ihnen zugehörigen Symbole auf dem Stadtplan sein. Die angewandte Technik Linoldruck, mit den charakteristischen und nicht planbaren Druckfehlern, macht aus jedem Zeitzeeing-Plan ein Unikat. Sattes Schwarz und strahlendes Neon-Pink als Druckfarben bilden untereinander einen aufmerksamkeitssteigernden Kontrast und heben sich prägnant von den zurückhaltenden Farben des verwendeten Naturpapiers (Cremeweiß, Rosa, Hellblau) ab.

Das für das Konzept Zeitzeeing entwickelte Logo basiert auf dem Buchstaben Z. Dieser erschien uns in seiner serifenlosen Klarheit und der unmittelbaren Verbindung zum Ortsnamen am geeignetsten. Leicht gestreckt und den diagonalen Mittelteil zu einer Art gewundenem Weg aufbereitet, stellt das Zeitzeeing Z ein modern anmutendes und leicht memorierbares Wegzeichen dar, das sich im gesamten Stadtbild wiederfindet. Komplettiert wird das Erlebnis Zeitzeeing durch Aufkleber, die wir (je nach Zugehörigkeit mit weißem, rosa oder hellblauem Hintergrund) an den jeweiligen Orten im Stadtgebiet angebracht haben.

Typografisch ist die Entscheidung auf die Schriftart Le Murmure gefallen. Le Murmure spielt mit einem geschickten Missverhältnis zwischen den Charakteren und erzeugt einen einzigartigen Rhythmus. Die stark komprimierten Proportionen leiten sich von den Schriften früher Zeitschriftentitel ab. Kombiniert mit einem serifenlosen Klassiker, der Akzidenz Grotesk, entsteht ein kontrastreiches, modern anmutendes Gesamtbild.

Reizvoll ist, dass das Konzept Zeitzeeing theoretisch beliebig erweiterbar bzw. wandelbar ist. So, wie sich das Stadtbild und mit ihr die Lieblingsorte ändern, so lassen sich auch neue Pläne generieren oder alte Pläne als Zeugnis für die Entwicklung der Stadt heranziehen.

Aus dem Seminar: Alles wird gut. Orte und ihre Sorgen, 2019

  • Janine KD / 2. Semester
  • Kerstin Lauks KD / 2. Semester